Zum Mitmachen einladen

Erkläre anderen, was Du vorhast und woran Du arbeitest, so dass sie sich mit beteiligen können.

Offene Bildungsmaterialien können nach ihrer Veröffentlichung von allen Interessierten weiter genutzt werden. Zusätzlich kann ich auch schon während der Gestaltung des Materials andere mit einbeziehen. Das kann aus mehreren Gründen sinnvoll sein.

  • Ich kann von Beginn an mehrere Perspektiven berücksichtigen. Das Bildungsmaterial wird vielfältiger.
  • Zusammen kommen wir auf mehr Ideen als allein. Das Bildungsmaterial wird kreativer.
  • Wenn ich mit mehreren an etwas arbeitet, fallen Fehler früher auf. Das Material wird besser.
  • Schon während der Gestaltung erfahre ich, wer vielleicht noch an dem Thema arbeitet. Der Prozess wird kollaborativer.
  • Wer an etwas mitgearbeitet hat, ist auch später potentiell jemand, der das Material nutzen und verbreiten wird. Wenn ich zum Mitmachen einlade, sorge schon im Gestaltungsprozess für Reichweite.

Die Grundlage dafür, dass ich andere zum Mitmachen einladen kann, ist eine offene und einladende Veröffentlichung des Materials im Gestaltungsprozess. Hierzu lässt sich von Open Source Software lernen. In der Regel wird dort jedes Projekt mit einer so genannten ‘Readme’-Datei ergänzt. Wenn sie gut geschrieben ist, dann erfährt man darin prägnant und übersichtlich:

  • Um was es sich bei dem Projekt handelt.
  • Wie der weitere Zeitplan ist.
  • Wie man das Projekt nutzen bzw. daran mitarbeiten kann.

Wenn ich mein Bildungsmaterial im Gestaltungsprozess mit einer solchen ‘ReadMe-Datei’ ausstatte, dann habe ich die Grundlage dazu gelegt, dass ich andere zum Mitmachen einladen kann. Dazu gibt es mehrere Wege und Möglichkeiten:

  • Ich erzähle über das, was ich vorhabe via Twitter mit dem Hashtag #OERde oder auch in der Facebook Gruppe ‘OER im deutschsprachigen Raum’.
  • Wenn ich einen eigenen Blog habe, dann widme ich dem Projekt einen Blogbeitrag (und kann dort dann auch gezielt für mich offene Fragen formulieren.)
  • Ich spreche Menschen direkt an, von denen ich weiß, dass sie zu diesem Thema oder ähnlichen Themen arbeiten.
  • Ich stelle das Material zum Kommentieren in einer kollaborativen Arbeitsumgebung online, z.B. via Collabora Online oder als GoogleDoc oder als HackMD …
  • Ich nutze das Material als Grundlage in einem Workshop oder Webinar - und arbeite dort erhaltene Rückmeldungen dann später ein.
  • Ich besuche Veranstaltungen wie das OERcamp oder andere Bildungsbarcamps, bei denen ich selbst Session vorschlagen und dort mein entstehendes Material vorstellen und um Feedback bitten kann.

Neben einer einfachen Einladung, lassen sich auch gezielt Anreize zur Mitarbeit überlegen. Diese können zum Beispiel darin liegen, dass beitragende Personen im Rahmen der Material-Veröffentlichung mit genannt werden.

Am Beispiel OERworkflow erklärt

  • Das Material OERWorkflow ist als veränderbares und vorläufiges Material gekennzeichnet. Als solches ist es bei Github mit einer ReadMe Datei ausgestattet, in der Lesende erfahren, wozu das Material da ist, wie der Zeitplan ist und wie sie mitmachen können.
  • Neben der Veröffentlichung auf der Website OERworkflow.de gibt es eine kommentierbare Version als GoogleDoc.
  • Die OER-Online-Community auf Twitter und Facebook wird schon kurz vor dem OERcamp in Lübeck zu Kommentaren aufgefordert, so dass vor der ersten selbst geplanten Nutzung bereits erste Rückmeldungen eingearbeitet werden können.
  • Bei der weiteren Überarbeitung sollen die Erfahrungen aus dem Workshop beim OERcamp in Lübeck berücksichtigt werden.

Weiterlernen und erkunden

Wer mehr über die offene Gestaltung bei Projekten erfahren will, dem sei das Open Leadership Framework der gemeinnützigen Mozilla Stiftung empfohlen. Es gibt Antworten auf die Frage, wie sich bei eigenen Projekten und Arbeitsweisen Offenheit umsetzen lässt.

Checkliste zum Überprüfen und Selbermachen

Mit diesem Tool lässt sich eine Art ‘ReadMe’-Datei entwickeln. Fülle alle Felder aus und exportiere Dir anschließend das Ergebnis.

Zusammenfassung: tl;dr

Je mehr Menschen bei der Gestaltung zeitgemäßer Bildungsmaterialien mitdenken, ihre Perspektive beisteuern und Ideen einbringen, umso besser wird das Lernangebot. Wenn ich Bildungsmaterialien erstelle, sollte ich deshalb meine Ziele und mein geplantes Vorgehen für andere erklären und den Gestaltungsprozess auf diese Weise zur Mitarbeit öffnen.

Nächste Lerneinheit: Mut haben zum Freigeben